Tödlich verlaufende elterliche Gewalt

Psychiatrische Auswertung von Daten einer bundesweiten multizentrischen Studie.

Autorin: Christiane Schlang

Kenntnisse über Häufigkeit, Ursachen und Folgen tödlich verlaufender elterlicher Gewalt sind immer noch unzureichend. Wie das jüngste Beispiel der »Babymörderin« aus Frankfurt/Oder zeigt, führen solche Taten zu einem Aufschrei des Entsetzens und bieten Anlass für wilde Spekulationen mit eventuell sogar weitreichenden politischen Konsequenzen. Die vorliegende Studie setzt sich zum Ziel, wissenschaftlich erhobene Daten in die emotional und ideologisch geführte Diskussion zu bringen.
In einem bislang einzigartigen bundesweiten Projekt dieser Art wurden am Institut für Rechtsmedizin der Julius-Maximilians-Universität Würzburg in einer multizentrischen Studie erstmals alle Fälle tödlich verlaufender Gewalt an Kindern für den Untersuchungszeitraum 1985 bis 1989 erfasst. 231 Fälle, in denen der Tod der Kinder durch ihre Eltern oder elternähnlichen Bezugspersonen verursacht wurde, werden unter folgenden Fragestellungen untersucht:
• Tatzeit
• Tätertypen – gibt es die typische Täterin oder den typischen Täter?
• schichtspezifische Merkmale
• psychische Störungen der Täterinnen und Täter
• Geschlecht, Alter und Geschwisterposition des Opfers
• Interventions- oder Präventionsmaßnahmen
Die eigenen Ergebnisse werden anhand von zahlreichen Graphiken anschaulich dargestellt.
Anhand der Daten sollen wichtige Ansatzpunkte für die interdisziplinäre Zusammenarbeit aufgezeigt werden, deren Ziel es ist, tödlich verlaufende elterliche Gewalt möglichst zu vermeiden.