Handlung, Identität, Psychose
Eine rekonstruktive Untersuchung des Alltagserlebens Psychoseerfahrener
Matthias Pauge
Der Autor beschäftigt sich aus der Perspektive der subjektorientierten und verstehenden Soziologie mit den Erleben Psychoseerfahrener. Ihn interessiert, wie sie ihren Alltag gestalten, welche Routinen sie entwickeln und wie die Psychoseerfahrung ihr Selbstverständnis verändert und ihren Blick auf die Zukunft prägt. Genauer werden die Erfahrungen von insgesamt zehn Psychoseerfahrenen vorgestellt, die ein differenziertes Bild zeigen als die biologisch-medizinische Psychiatrie es jahrzehntelang präsentiert hat.
Menschen, die Psychoseerfahrungen machen, agieren nicht nur passiv und auf ähnliche Weise, sondern gestalten ihr Leben aktiv, souverän und höchst individuell. Zwar kann das Psychoseerleben eine Verunsicherung darstellen, aber mindestens genauso verunsichernd sind Diagnosen, die eine Verfolgung von Lebenszielen wie Studium und Elternschaft als riskant darstellen. Tatsächlich zeigen die Beispiele, dass das Leben mit Psychose unvorhersehbar und sehr unterschiedlich ist. Die Konstruktion von Sinn und Bedeutung verleihenden Alltagsstrukturen und -tätigkeiten sind den Erfahrenen oft wichtiger als die Suche nach pathologischen Zusammenhängen. Für die Behandelnden heißt das: Die Handlungsräume sind meist größer als es die Diagnose Schizophrenie vermuten lässt.
Autor*in
Dr. Matthias Pauge hat mit dem vorliegenden Buch Fachbereich Sozialpsychologie und Sozialanthropologie der Ruhr-Universität Bochum promoviert. Zuvor hat er eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger absolviert sowie einen Bachelorstudiengang der Psychiatrische Pflege und einen Masterstudiengang der Sozialwissenschaften abgeschlossen.