8. Berufliches Training
A Definition
Das berufliche Training ist der Prozess der Abklärung, Erprobung, Förderung und des Aufbaus
- einer tragfähigen Arbeitnehmerrolle, die sich vor allem im angemessenen Umgang mit Vorgesetzten, Kolleg*innen und Kund*innen zeigt,
- allgemeiner Leistungsfähigkeit und der Grundarbeitsfähigkeiten (Motivation, Konzentration, Ausdauer, Lernfähigkeit u. a.) sowie
- berufsspezifischer Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen.
B Ziel
Ziel ist die Integration in den
- allgemeinen Arbeitsmarkt (inkl. Inklusionsbetrieb) oder
- eine betriebliche Ausbildung, Budget für Ausbildung, bzw. betriebliche Umschulung,
- bei besonderem Unterstützungsbedarf auch eine überbetriebliche Umschulung oder
- eine Maßnahme der »Unterstützten Beschäftigung«.
Wenn dieses Ziel nicht erreicht werden kann, kann auch Ziel sein:
- der besondere Arbeitsmarkt (Werkstatt für behinderte Menschen, »Andere Leistungsanbieter«),
- Budget für Arbeit in einem normalen Betrieb,
- geschützte Tätigkeit in Zuverdienstangeboten.
C Zielgruppe
Ausreichend stabilisierte erwachsene Menschen mit psychischer Beeinträchtigung mit zeitlicher Mindestbelastbarkeit von vier Stunden täglich, die den (Wieder-)Einstieg in das Arbeitsleben anstreben.
D Inhaltliche Beschreibung
Auf die persönlichen Ressourcen und behinderungsbedingten Probleme zugeschnittenes individuelles Arbeitsplatztraining im berufs- und realitätsnahen
Milieu bzw. in normalen Betrieben:
- Anleitung zu beruflichen Tätigkeiten (Übungs- und Auftragsarbeiten, Theorieeinheiten, begleitetes Praktikum im Betrieb),
- Reflexion des Erreichten und Planung der weiteren Schritte gemeinsam mit den Teilnehmenden.
In arbeitspädagogischer Hinsicht:
- Selbst- und Fremdeinschätzung des Arbeitsverhaltens in Bezug auf instrumentelle und soziale/emotionale Fähigkeiten sowie
- Erkenntnisse aus der Arbeitsanamnese für gegenwärtiges und zukünftiges Vorgehen erarbeiten.
In psychosozialer Hinsicht:
- Aufarbeitung der Beeinträchtigung und ihrer Auswirkungen auf die Arbeitsfähigkeit,
- Erarbeitung von Möglichkeiten zur Krankheits- und Krisen-Vorbeugung einschließlich eines Krisenplanes,
- Aufbau bzw. Weiterentwicklung von Beziehungen zu privaten und professionellen Bezugspersonen, die berufliche Ziele unterstützen.
In beruflicher Hinsicht:
- Training der Arbeitnehmerrolle,
- Auffrischen berufsspezifischer Kenntnisse,
- Erwerb von Teilqualifikationen je nach Zielsetzung,
- externe Trainings und Praktika,
- Vorbereitung und Vermittlung auf die zukünftige Arbeitsstelle.
Das Berufliche Training kann sich in eine Orientierungs-, eine Qualifizierungs- und eine Wiedereingliederungsphase gliedern.
E Ort und Institution
- Berufliche Trainingszentren (BTZ)
- andere Bildungsanbieter, Anbieter ambulanter beruflicher Rehabilitation
- Rehabilitationseinrichtungen für psychisch Kranke (RPK)
- Werkstätten für (psychisch) behinderte Menschen (WfbM)
Anmerkung: Das Training im Eingangsverfahren / Berufsbildungsbereich von Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) ist in der Regel nicht mit den anderen Trainings zu vergleichen. Hier liegt der Schwerpunkt auf der Vorbereitung einer längerfristigen Tätigkeit in der WfbM selbst und verfolgt weniger das Ziel einer Eingliederung in den allgemeinen Arbeitsmarkt.
F Personal
Team:
- Berufsfachleute, Ausbilder, Berufstrainer*innen (für den berufsspezifischen Anteil)
- Ergotherapeut*innen (für den Anteil der Grundarbeitsfähigkeiten, soziale Kompetenzen und Arbeitnehmertraining)
- psychosoziale Mitarbeiter*innen (für den Anteil der psychischen Gesundheit/Beeinträchtigung und des Bezugssystems)
- EX-INler*innen
- Psycholog*innen/Pädagog*innen (für Spezialaufgaben, Steuerung, Dokumentation und Evaluation)
- Konsiliarärzt*innen, Supervisor*innen
G Methode und Grundhaltung
Methode:
- förderdiagnostische und handlungsorientierte Vorgehensweise
- gestuftes Vorgehen in Bezug auf instrumentelle und sozial-emotionale Arbeitsfähigkeiten
- z. B. systemischer Ansatz im Umgang mit Familie und relevantem Umfeld
- z. B. themenzentrierte Interaktion für die Gruppenarbeit
- therapeutische Gesprächsführung für die psychosoziale Einzelarbeit
Grundhaltung und Konzepte:
- handlungs- und praxisbezogenes Realitätstrainings in berufsspezifischen Milieu
- sozialpsychiatrisch rehabilitative Vorgehensweisen
H Rechtlicher und finanzieller Rahmen
Kostenträger: Agentur für Arbeit, Jobcenter, Rentenversicherung (Bund / Land), Berufsgenossenschaft.
I Zusammenarbeit mit anderen
- Rehabilitationsträger
- berufliche Rehabilitationseinrichtungen
- Agentur für Arbeit, Jobcenter
- Integrationsfachdienst
- Arbeitgeber*innen
- Psychosoziale Dienste und Einrichtungen
- Beratungsstellen
- niedergelassene Ärzt*innen und Therapeut*innen
- Kliniken
- Angehörige
- psychosoziale Arbeitsgemeinschaft (PSAG)
J Weitere Infos, Adressen und Beispiele
Alles zur beruflichen Rehabilitation und Teilhabe, Maßnahmen, Anbieter, Adressen und weitere Hinweise auf: www.rehadat.de
Berufliche Trainingszentren: www.bag-btz.de
Berufsförderungswerke: www.bv-bfw.de
Unterstützte Beschäftigung: www.bag-ub.de
Bundesarbeitsgemeinschaft ambulante berufliche Rehabilitation (BAG abR) e. V.: www.bagabr.de
Bundesarbeitsgemeinschaft Rehabilitation psychisch kranker Menschen e.V.: www.bagrpk.de
Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM): www.bagwfbm.de