Der Mut zur Angst – Existentielle Angst in Psychotherapie und Seelsorge
Autorin: Manuela Herden
Abstract: Anregung für diese Masterarbeit ist die Aussage des Philosophen und Theo- logen Paul Tillich (1886 – 1965): „Die pathologische Angst ist, wenn sie als solche erkannt ist, Gegenstand ärztlicher Hilfe; die existenzielle Angst ist Gegenstand priesterlicher Hilfe“ (Tillich 2015, S. 61). Es wird untersucht, ob existenzielle Psychotherapie eine säkulare Alternative zur religiösen Hilfe bieten kann. Hierzu wird die existenzielle Psychotherapie von Irvin Yalom der Logotherapie von Viktor Frankl sowie dem theologisch- priesterlichen Ansatz von Paul Tillich gegenübergestellt, um dessen These zu falsifizieren, bzw. zu verifizieren. Forschungsmethode ist ein hermeneutischer Zugang.
Unter Rückgriff auf Jürgen Habermas‘ Erörterungen zu Glauben und Wissen ergibt die Auswertung, dass die genannten Therapieansätze eine erhebliche Übersetzungsarbeit von religiösen in säkulare Inhalte erkennen lassen und priesterliche Hilfe weitgehend ersetzen können. Die Auswertung ergibt außerdem, dass die spirituelle Dimension umso mehr in den Fokus rückt, je intensiver ein Mensch sich seiner existenziellen Angst stellt und je weniger er auf Ausweichmechanismen zurückgreift. Gegen Ende der Arbeit wird daher der Schwerpunkt auf das Aufdecken des originär spirituellen Elementes gelegt.
Im Ergebnis ist die Wirklichkeitsdeutung von Religion säkularisierbar, die mit der Rückbindung verbundenen heilsamen Prozesse jedoch nicht. Besonders im Hinblick auf die (Re-) Integration spiritueller Elemente in die moderne Gesundheitsversorgung und mit Blick auf psychospirituelle Gesundheit und Reife bietet Tillichs Deutung der Tiefendimension des menschlichen Geistes wertvolle Anstöße, deren Weiterverfolgung lohnend erscheint.
Die Autorin: Manuela Herden (MA Religion und Psychotherapie, Fachwirtin im Sozial- und Gesundheitswesen) stellt sich mit der vorliegenden Arbeit einem zentralen Anliegen des zugrundeliegenden Studiengangs: Der Vermittlung von psychologischen und religiösen Aspekten der Lebensbewältigung. Sie ist in eigener Praxis als selbständige Beraterin tätig (www.manuelaherden.com) und arbeitet darüber hinaus im Projekt „JobKompass“ der Alexianer-Werkstätten Köln mit, einem Fachdienst der betrieblichen Inklusion.