Unerziehbar: Netzwerke und Kontinuitäten

Aufarbeitung der Verbandsehrungen in der deutschen Kinder- und Jugendpsychiatrie 1950 – 1990

Klaus Schepker, Michael Kölch, Jörg M. Fegert

Was zwischen 1933 und 1945 in Deutschland geschah, wirkte fort. Dies galt auch für die Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie. Die inhaltliche Kontinuität spiegelte sich in den Personen wider, die auch nach 1945 in entscheidenden Positionen tätig waren. Im Auftrag der Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e.V. (dgkjp) haben die Autoren anhand der Verbandsehrungen nachgezeichnet, welche Mitgliedern aktiv die NS-Rassenpolitik vertraten und z.B. T4-Gutachten erstellt hatten.
Der lange Weg zur Distanzierung von Ehrenmitgliedern ist nicht nur eine historisch wichtige Aufgabe, sondern auch eine gute Grundlage für die kritische Reflexion der ärztlichen Berufsausübung heute: Wer stellt die Bedarfe von Kindern und Jugendlichen fest? Wer entscheidet über Freiheitsentzug? Welche Rolle nehmen Gutachten ein? Und auch: Wie wird die heutige Arbeit in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie wohl in 50 Jahren rückblickend bewertet werden?

Autoren

Klaus Schepker, Dr. biol. hum., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie des Universitätsklinikums
Ulm.
Michael Kölch, Prof. Dr. med., ist Lehrstuhlinhaber für Kinder- und Jugendpsychiatrie
und -psychotherapie an der Universität Rostock und
Direktor der Klinik für Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie
im Kindes- und Jugendalter der Universitätsmedizin Rostock.
Jörg M. Fegert, Prof. Dr. med., ist Lehrstuhlinhaber für Kinder- und
Jugendpsychiatrie/Psychotherapie an der Universität Ulm und Ärztlicher
Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie des
Universitätsklinikums Ulm.