Psychose und souveräne Lebensgestaltung

Erfahrungen langfristig Betroffener mit Gemeindepsychiatrie und Selbstsorge.

Autor: Manfred Jehle

Manfred Jehle untersucht die Entwicklung einer souveränen Lebensgestaltung von langfristig psychose-erfahrenen Menschen in der Großstadt. Mittels narrativer Interviews beschreibt er die alltägliche Identitätsarbeit und die wachsende Selbstsorge der Betroffenen mit und ohne gemeindepsychiatrische Hilfen. Dabei arbeitet er die subjektiven Optionen heraus, die den Betroffenen durch selbst gestaltete Identitätsprojekte ein befriedigendes Maß an Lebensqualität, eine hohe Übereinstimmung mit inneren Werten und eine sich festigende soziale Teilhabe und Anerkennung erreichen lässt. Je besser die eigenständigen Lebensentwürfe gelingen, desto mehr werden die Erzählenden handlungswirksame Akteure der eigenen Geschichte. Manfred Jehle entwickelt das Profil einer „subjektorientierten’ Gemeindepsychiatrie, welche die souveräne Lebenspraxis von Menschen mit Psychose-Erfahrung nachhaltig zu unterstützen vermag.

Rezensionen:

Prof. Dr. Ulrich Heimlich in Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und Nachbargebiete 1/2009: Alle Heil- und Sonderpädagog/innen, sie an einer Neubestimmung des Verhältnisses von Menschen mit Behinderung zu ihren professionellen Herfer/innen interessiert sind, sollten (…) die Studie von Manfred Jehle zur Hand nehmen.

Petra Gromann in Psychosoziale Umschau 3/2008: Es lohnt sich, dieses Buch zu lesen! Spannend sind vor allem die Fallporträts, gewinnbringend die einfühlsame Art der Kommentierung.

Gottfried Wörishofer in Soziale Psychiatrie: Während die meisten Studien vom kleinsten Nenner aller Patienten ausgehen, das Beobachtungsfenster möglichst schmal wählen, um die Vergleichbarkeit der »Daten« im Vorhinein zu sichern, stellt Jehle in seiner Untersuchung den Blick weit – und vor allem: Er stellt die Ohren auf. Ein seltener Fall. Ein Glücksfall. (…) Das allgemein verständliche Filetstück der Arbeit besteht aus Fallporträts, die sorgsam aus umfangreichen Erzählungen von sechs Frauen und sechs Männern destilliert wurden. Die Studie von Manfred Jehle gibt wichtige Hinweise, insbesondere den methodischen, dass es nämlich um’s rechte Hinhören geht – die unverzichtbare Voraussetzung für jede dialogische Forschung auf unserem Gebiet.

Ralf Quindel in Sozialpsychiatrische Informationen: Das große Verdienst der vorliegenden Veröffentlichung liegt in der facettenreichen Darstellung der Sichtweise der Betroffenen auf das professionelle Hilfesystem. In zehn ausführlichen Fallporträts gelingt es Manfred Jehle, dem Leser die eigensinnigen Lebensentwürfe auf lebendige Weise nahezubringen.